Bachtschyssaraj

Die alte Hauptstadt der Krimtataren liegt 35 Kilometer von Simferopol, der heutigen Hauptstadt der Krim, entfernt. Bachtschyssaraj (krimtatarisch Palast im Garten) hat eine ganz eigene Atmosphäre mit dem Khanpalast, den Moscheen, vielen Häusern im typisch türkischen Baustil sowie zahlreichen Gärten. Ende des 15. Jahrhunderts gegründet, war die Stadt über fast drei Jahrhunderte Sitz der Khans, und die Krim ein Khanat der Tataren, hervorgegangen aus der Goldenen Horde, jenes riesigen, weit nach Europa reichenden mongolischen Reiches.

Der Ort selbst wurde 1502 zum ersten Mal erwähnt und 1532 zum Sitz des Khans Sahib I. Giray und somit Hauptstadt des Khanats Krim. Nach dem Russisch-Türkischen Krieg 1783 stufte man Bachtschyssaraj zu einer normalen Siedlung zurück, erst 1926 erhielt sie wieder den Status einer Stadt. Bis zur Deportation der Krimtataren durch Stalin 1944 war Bachtschyssaraj eine Stadt mit krimtatarischer Mehrheit.

Blick vom Hotel Bahitgul auf die Altstadt

Seit ich das erste Mal hierher kam, das war im Spätsommer 2015, habe ich immer wieder im Hotel Bahitgul gewohnt. Die Blume des Glücks, wie das Hotel übersetzt heißt, wurde im alten osmanischen Stil erbaut. Aus den Zimmern hat man einen wunderschönen Blick auf die Altstadt und den Khanpalast. Mit dem Muezzin, der zu bestimmten Zeiten (allerdings nicht mehr vom Turm der Moschee) seine Gebete singt, fühle ich mich immer wieder wie in einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Dazu kommt die Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit von Hoteleigentümerin und Personal, die mich immer wieder zurückkehren lässt.

Hotel Bahitgul

Mit Trauben bewachsene Lauben und schattige Galerien laden zum Verweilen ein, ebenso ein kleiner, von Weinreben beschatteter Pool. Im Hotel-Restaurant gibt es hausgemachte krimtatarische Küche und ein vielfältiges Frühstücksangebot, natürlich mit Kaffee auf krimtatarische, also türkische Art oder duftenden Tee aus Bergkräutern.

Khanpalast

Der Khanpalast spiegelt Reichtum und Macht des Krim-Khanats wider. Erbaut für das Oberhaupt der Krimtataren, sind heute der Gerichts- und Beratungssaal, verschiedene Gemächer für den Khan, seinen Harem und das Personal zu besichtigen. Auf dem Friedhof sind viele Khans und ihre Frauen begraben und die Moschee wird heute wieder zum Gebet genutzt. Der Palast überstand die Zerstörung aller krimtatarischen Kulturdenkmäler nach der Deportation der Krimtataren 1944 unter Stalin als einziges, wohl weil der Tränenbrunnen, durch Puschkin besungen, inzwischen Bedeutung weit über die Krim hinaus besaß.

Begonnen wurde der Bau im Jahr 1503, doch fertiggestellt wurde er erst 200 Jahre später. Er vereint Baustile aus unterschiedlichsten Regionen der Welt, darunter arabische, osmanische und Elemente der Renaissance.

Auf dem ehemaligen Wirtschaftshof, im Gebäude mit den Freitreppen befindet sich ein Museum.

Ebenfalls auf dem ehemaligen Wirtschaftshof, links der Durchgang zum Haupthof.

Vorn ein erhalten gebliebenes Gebäude des Harems, dahinter der Falkenturm.

1503 errichtetes Portal und damit ältestes Bauwerk des Palasts

Von der ursprünglichen Anlage ist nur noch ein Teil erhalten geblieben. Durch das Portal im Haupthof, 1503 erbaut durch den italienischen Architekten Alevis Nuovo, gelangt man ins Innere. Dort sind der Gerichts- und Beratungssaal, der reich verzierte Innenhof, die Sommerlaube und die kleine Khansmoschee erhalten geblieben und zu besichtigen. Hier sind verschiedene Facetten des politischen, kulturellen und religiösen Lebens der Herrscher des krimtatarischen Khanats zu entdecken.

Zum Portalerbauer Nuovo gibt es übrigend die Geschichte, dass dieser eigentlich auf dem Weg nach Moskau war, eingeladen vom Zaren Iwan III., der Kathedralen im Kreml im Stil der Renaissance umbauen lassen wollte. Auf seinem Weg nach Moskau wurde der Baumeister auf der Krim angehalten und musste drei Jahre lang am Palast mitbauen. Erst dann konnte er weiterreisen.

Gerichts- und Beratungssaal
Die Sommerlaube der Khane

Im Innenhof befinden sich zwei Brunnen, darunter der legendäre Tränenbrunnen, den Khan Krim-Girej in Trauer um seine verstorbene Lieblingsfrau errichten ließ. Der Bildhauer Omer hat mit dem um 1764 aus einem Marmorblock gemeißelten Werk auf originelle Weise ein Bild für die tiefe Trauer gefunden, ohne das Verbot des Islam, menschliche Körper und Gesichter abzubilden, zu verletzen.

Dieser Brunnen und die Geschichte seiner Entstehung bewegte den Dichter Alexander Puschkin bei einem Besuch Bachtschissarajs 1820 so stark, dass er dem Tränenbrunnen ein heute überall in Russland bekanntes Gedicht widmete.

Der berühmte Tränenbrunnen. Die beiden Rosen soll Puschin als erster dorthin gesteckt haben. Seitdem werden sie täglich gewechselt